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Erstbegehung des Totenköpfl in Oberösterreich

2 Sep, 2016

Erstbegehung des Totenköpfl in Oberösterreich

Zwei Kletterer aus Linz wagen sich an eine unbestiegene 700 m hohe Nordwand: das Totenköpfl im Höllengebirge. Erfahren Sie hier in ihrem Gastbeitrag alles rund um die Route, die Schwierigkeiten und den Fortschritt der ersten Begehung in Oberösterreich.

Das Totenköpfl im Totengraben-Kessel des Höllengebirges ist der ziemlich abschreckende Name einer fast 700 m hohen unbestiegenen Nordwand in Oberösterreich. Trotzdem versuchen derzeit Robert Wacha und Klaus Birklbauer die erste Begehung dieser düsteren Wand. Sie wollen dort die bisher längste Kletterroute im Höllengebirge einrichten.

Und so kämpfen sich die beiden seit zwei Jahren fast jedes Wochenende ein Stück höher nach oben. Sechzehn Seillängen und fünfhundert Höhenmeter haben die Beiden bereits hinter sich gebracht. Sie klettern jetzt nur noch zweihundert Meter unter der Bergspitze in immer schwierigerem Gelände.

Der schwere Weg zum GipfelTotenköpfl Erstbegehung

Der untere Teil der Route ist bereits fertig eingerichtet, für die Öffentlichkeit freigegeben und erfreut sich auch schon erster Wiederholungen. Diese sechs bis acht Seillängen lange Tour auf dem unteren Nordpfeiler IV+ erreichen zwar maximal den oberen vierten Schwierigkeitsgrad, fordern Kletterer jedoch auf alpine Weise: Die Abstände zwischen den Sicherungen sind größer als in einer Kletterhalle, das Gestein ist nicht immer fest. Spätestens nach der vierten Seillänge befinden sich gute hundert Meter Luft unter den Kletterschuhen. Allgemeine alpine Gefahren wie Nässe, Kälte und Steinschlag kommen hinzu und es gilt "Stürzen verboten!" wie in einigen klassischen alpinen Touren.

Belohnt wird man dafür mit der beeindruckenden Landschaft des Totengrabenkessels. Der Zustieg dauert lediglich vierzig Minuten. Ausgangspunkt ist einer der schönsten Badeseen des Salzkammerguts. Die Langbathseen gliedern sich in den vorderen und den hinteren Langbathsee. Beide liegen am Fuß des Höllengebirges in einem langen Talkessel, eingefasst vom Kalkmassiv des Höllengebirges.

Am Ende der unteren Route angelangt, besteht die Möglichkeit durch den "Großen Totengraben (III)" auszuqueren und auf der bewirtschafteten Riederhütte seine Abenteuer zum Besten zu geben.

Der mittlere Teil wurde erst vor kurzem erschlossen. Sobald alle Kettenstände eingerichtet und lockere Felsbrocken entfernt sind, werden diese sechs Seillängen demnächst ebenfalls als Verlängerung der Route zur Verfügung stehen.

In der obersten Headwall geht es langsamer voran. Hier ist das Gelände nun senkrecht bis leicht überhängend und wesentlich anstrengender zu klettern. Auch der Schwierigkeitsgrad steigt nun in den sechsten Grad und der teils immer noch brüchige Fels erfordert mehr Sicherungen und Vorsicht.


"Wir waren noch nie so nahe und gleichzeitig so weit vom Gipfel entfernt”, meint Klaus Birklbauer. "Wir schaffen es auch jetzt nicht mehr an einem Tag und müssen an der Wand biwakieren.“


Dies erfordert nicht nur zwei trockene Tage hintereinander, sondern auch noch mehr Gepäck und Ausrüstung. "Der Vorsteiger hat ca. 12-14 kg um den Bauch geschnallt, wenn man das Gewicht der beiden Halbseile noch dazurechnet", erkärt Robert Wacha die Hauptschwierigkeit beim Erschließen der neuen Felswand.

Kletterausrüstung - exotisch und bewährt

Da die Route frei erstbegangen werden soll, werden Bohrhaken nur zur Sicherung und oft erst im Abstieg beim Abseilen gesetzt. Nur die Standhaken werden in jedem Fall sofort gebohrt, um einen tödlichen Seilschaftssturz sicher ausschliessen zu können. Das Bohren eines zehn Millimeter starken Loches nimmt etwa zwei bis fünf Minuten in Anspruch. Solange muss der Vorsteiger seine erreichte Kletterposition halten können. Mit der anderen Hand wird der Haken meist über Kopf gebohrt, eingeschlagen und festgeschraubt.

Die Erschliesser greifen hier auf mobile Sicherungsmittel zurück. Keile, Friends, Hexzentriks, Tricams können in Risse so gelegt werden, dass sie sich im Sturzfall verkeilen und diesen bremsen bzw. aufhalten können. Allerdings ist der wenig feste Wettersteinkalk des Höllengebirges dafür nicht unbedingt geeignet. Das Risiko besteht, dass viele Sicherungen ausbrechen.

Dies führt auch zu der Verwendung von allerlei exotischem Sicherungsmaterial, um selbst bei kleinsten Rissen zumindest ein Minimum an Absicherung unterbringen zu können. Peckers, Cliffs und Bulldogs sind gebogene Stahlhaken aus dem Bigwall Bereich, die auf kleine Leisten plaziert werden. Sie sollen Stürze zumindest bremsen. Auch finden teilweise klassische Schlaghaken oder Hartholzkeile Anwendung, die eigentlich dem Ausrüstungs-Repertoire des letzten Jahrhunderts entstammen.


Wacha hat sich sogar selbst Felsnägel aus Weichstahl geschmiedet.

"Vor allem im unteren Bereich haben die erstaunlich gut gehalten", meint der Hobby-Schmied. "Wir haben sie aber durch Bohrhaken ersetzt. Wir wollen die Leute ja nicht erschrecken."


Da große alpine Wände unmöglich von oben zu erreichen sind, erfolgt die Erstbegehung auch grundsätzlich "ground up". Die Erstbegeher starten mit der gesamten Ausrüstung immer am Fuß der Wand und versuchen eine kletterbare Linie durch das unbekannte Gelände zu finden. Sie folgen dabei meist natürlichen Verschneidungen und Bändern, um so einen möglichst leichten aber eleganten Weg nach oben zu definieren.

"Eine schöne Route sieht schwerer aus, als sie ist", bestätigt Birklbauer. "Im Idealfall schlängelt man sich an den Hindernissen kletterisch interessant vorbei, ohne die Linie zu verlassen". Bisher hatten die Beiden Glück und die maximale Abweichung ihrer Ideallinie beträgt höchstens zehn Meter. Auch in der Headwall liegen sie derzeit noch auf Kurs. Die nächste Herausforderung bildet ein etwa zwanzig Meter hoher und sehr steiler Offwidth-Riss. Die beiden Kletterer werden vermutlich schon beim nächsten Vorstoß den Riss erreichen.

Dein-Klettershop.de unterstützt die Erstbegehung

Abgesehen vom Verschleiss an Nerven und Kraft ist auch der Materialverbrauch enorm. Umso mehr freuen sich Wacha und Birklbauer jetzt auch über die Materialspenden.  Die Unterstützung erfolgt in Form von Kletterausrüstung wie Bandschlingen und gut geeigneten Klettersteig-Handschuhen.


"Alles was uns hilft da rauf zu kommen, ist herzlich willkommen", meinen die beiden Bergsteiger grinsend und planen bereits das nächste Wochenende in ihrer Nordwand.


Wenn auch Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützt werden möchten, dann melden Sie sich bei uns. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.

Wir wünschen Wacha und Birklbauer auch weiterhin viel Erfolg, gutes Wetter und Spaß an der Wand.

Ihr Team von Dein-Klettershop.de

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